45 Prozent der Arbeitslosengeld-Bezieherinnen erhalten nicht mehr als
600 Euro im Monat. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie.
Viele Erwerbslose
erhalten Arbeitslosengeld unter Hartz-IV-Niveau. So bekamen Ende 2011
rund 45 Prozent der Arbeitslosengeld-Bezieherinnen weniger als 600 Euro
im Monat, bei den Männern betrug der Anteil fast 20 Prozent. Zu diesem
Ergebnis kommt eine Auswertung des Instituts Arbeit und Qualifikation
(IAQ) an der Universität Duisburg- Essen.
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Für die relativ geringen Bezüge gibt es mehrere
Gründe: So sind in Deutschland viele Menschen zu Niedriglöhnen
beschäftigt, etwa in Supermärkten, als Leiharbeiter oder in Hotels und
Gaststätten. Wenn Geringverdiener ihren Job verlieren, erhalten sie auch
relativ wenig Arbeitslosengeld, das sich am Gehalt der letzten Monate
orientiert. Der Satz beträgt 60 Prozent des Nettoeinkommens, wer Kinder
hat, bekommt 67 Prozent.
Frauen kriegen weniger
Frauen
erhalten besonders oft ein geringes Arbeitslosengeld, weil viele nur
eine Teilzeit-Stelle haben und bei Jobverlust entsprechend weniger Geld
bekommen. Außerdem sind die Stundenlöhne von Frauen niedriger sind als
von Männern. Hinzu kommt noch etwas, erläutert das IAQ: Wenn eine
Ehefrau in der Steuerklasse V ist, weil sie weniger verdient als ihr
Mann, dann hat sie zunächst höhere steuerliche Abzüge, das schmälert das
Nettoeinkommen und damit auch das Arbeitslosengeld.
Der
Hartz-IV-Satz lag zuletzt inklusive Wohnkosten bei durchschnittlich
rund 670 Euro. Wer weniger Arbeitslosengeld erhält, hat nicht unbedingt
Anspruch auf zusätzliche Hartz-IV-Leistungen. Denn Hartz IV erhalten
nur Bedürftige, die selbst keine Ersparnisse haben, die sie aufbrauchen
können, und die auch keinen berufstätigen Partner haben, der sie
versorgen kann. Nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit erhielten
zuletzt 95.500 Menschen Arbeitslosengeld und zusätzlich Hartz IV. Das
waren rund zehn Prozent aller Arbeitslosengeld-Bezieher.
Faktenblatt zu Hartz I bis IV
Im Durchschnitt erhielten Männer im vorigen Jahr
924 Euro Arbeitslosengeld, bei Frauen waren es 697 Euro. Das IAQ
verweist darauf, dass der durchschnittliche Betrag seit 2004 nur leicht
gestiegen ist. Berücksichtigt man den Preisanstieg, dann erhalten
demnach Frauen im Schnitt real etwa so viel Geld wie 2004, Männer
bekämen real sogar weniger als 2004. Dies deute darauf hin, dass öfter
Menschen mit Niedriglöhnen arbeitslos geworden seien und dadurch der
durchschnittliche Zahlbetrag gedrückt wurde, vermutet das Institut.
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